Ingobert Heieck und die Efeusammlung Abtei Neuburg

Fotos: © AIS 2009 - Gärtnerei Abtei Neuburg



Das Kloster selbst wurde schon 1130 erwähnt, damals wurde es vom Benediktinerorden als Außenstelle des Klosters Lorsch gegründet und als Männerkloster betrieben. Um 1195 folgte die Nutzung als Frauenkloster der Benediktinerinnen und ab 1303 als Zisterzienserinnenabtei. Ab 1460 wurde es wieder von den Benediktinern betrieben. Im Zuge der Reformation erfolgte 1562 die Auflösung und Umwandlung in ein adeliges Fräuleinstift. Eine abermalige religiöse Verwendung fand von 1706 - 1773 durch die Jesuiten statt. Anschließend wurde es erneut säkularisiert, ging 1804 in Privatbesitz über und verblieb dort bis 1926. Der letzte Besitzer verkaufte die Anlage an die Benediktiner, welche es wieder klösterlichen Zwecken zuführten. 2011 leben noch 15 Mönche in der seit 1988 von Abt Franziskus Heereman geleiteten Abtei Neuburg. 

Zweifellos wäre ohne Ingobert Heiecks Hingabe zum Efeu eine solche Sammlung nicht entstanden. Er erblickte als Hans Heieck am 7. Februar 1936 in Landau/Pfalz das Licht der Welt und wuchs im nahe gelegenen Maikammer auf. Im September 1951 begann er in der Abtei Neuburg eine Gärtnerlehre unter Bruder Ullrich. Nach erfolgreichem Abschluss verließ er die Abtei, um 1955 in einer Gärtnerei in Bad Bergzabern eine Stellung anzunehmen. Der Kontakt zur Abtei Neuburg blieb aber trotzdem bestehen, schließlich reifte in ihm die innere Überzeugung im September 1955 in das Kloster einzutreten. Heieck erhielt den Namen Bruder Ingobert, sein Ordensgelübde legte er 1957 ab. Auf Grund seiner Ausbildung lag es nahe ihn im Klösterlichen Gartenbau an der Seite von Bruder Ulrich einzusetzen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Meisterschule im Jahr 1962 übernahm Heieck 1963 die Leitung der Klostergärtnerei. 


Unter seiner Führung wurden die Anbauflächen immens ausgebaut, betrugen die Gewächshausareale 1965 noch 250 qm, wuchsen sie bis 1975 auf 1100 qm. In der Klostergärtnerei wurden damals überwiegend Gemüse für den Eigenbedarf, Schnittblumen und Topfpflanzen angebaut. In den 1970er Jahren wurde es notwendig die zur Eigenversorgung dienenden Klosterbetriebe in zunehmenden Maß als Erwerbsbetriebe zu führen, um die wirtschaftliche Existenz des Klosters zu sichern. So rüstete Ingobert Heieck 1979/80 den Gartenbaubetrieb in eine Efeu Spezialkulturen Gärtnerei um und erweiterte die Fläche auf 2300 qm. Im Laufe der Zeit erlangte die Efeu Gärtnerei ziemliche Popularität, auch auf Grund der jährlich stattfindenden Tage der offenen Tür. 


Zum Efeu fand Heieck durch eine Anfrage der Gärtnerei Stauss aus Möglingen bei Stuttgart nach einer Möglichkeit der Produktionshilfe für ihre Efeuanzucht. Neugierig geworden durch die Formenvielfalt und teilweise willkürliche Benennung der Sorten begann sich Heieck für diese Gattung zu interessieren. Er investierte dabei sehr viel Lebenszeit in die Pflanze, sammelte und studierte alte und neue Lektüre zu dem Thema und wurde schließlich selbst zum Autor vieler Bücher und Beiträge in Fachzeitschriften. Sein bekanntestes Werk “Hedera Sorten“ ist auch heute aktuell und immer noch nachgefragt. In diesem Zusammenhang legte Heieck auch eine Sortenkartei an, in der alle Informationen systematisch gesammelt wurden die zu den einzelnen Sortennamen in der Literatur verfügbar waren. Grundlage dafür war eine enorme Literatursammlung aus verschiedenen Jahrhunderten,  welche Heieck im Laufe der Zeit zusammentrug. 


Aus Heiecks Händen stammen auch einige der schönsten Efeuauslesen wie die Sorten ’Ritterkreuz’, ’Stift Neuburg’ und ’Perkeo’. Durch einen intensiven Kontakt mit Sammlern weltweit wuchs die Sammlung stetig an. 1983 umfasste seine Gesamtliste sagenhafte 522 Arten, Sorten und unbenannte Auslesen. Die langen Jahre gärtnerischer Tätigkeit wurden 1983 erstmals durch ein Blasenleiden getrübt. Seither musste sich Ingobert Heieck ständig in ärztliche Behandlung begeben. Nachdem sich die Krankheit 1990 verschlechterte und 1991 bei ihm Krebs diagnostiziert wurde, musste sich Heieck aus der Gartenarbeit zurückziehen. Die folgenden Monate war er in der Klosterverwaltung tätig. 


1993 konnte Ingobert Heieck noch die Gründung der Deutschen Efeugesellschaft miterleben, leider verstarb er kurze Zeit später. Mit Heieck war wohl die treibende Kraft der Efeusammlung gegangen, in der Gärtnerei konzentrierte man sich fortan auf die wichtigsten Sorten. Doch auch mit der massenhaften Efeuproduktion war bald Schluss, später wurde die Gärtnerei verpachtet und es werden neben anderen Pflanzen nur noch wenige Efeusorten kultiviert. Heute existiert noch die Efeusammlung von Ingobert Heieck, welche in einem 2010 umgebauten Schaugewächshaus gezeigt wird. 


Im Sommer 2012 befindet sich die Sammlung in einem bedauernswerten Zustand. Die Pflanzen sind stark ineinander gewachsen, die Beschriftungen in den wenigsten Fällen erkennbar. Von der Bonsaisammlung sind nur noch wenige Exemplare erhalten. An der Hülle des Gewächshauses machen sich erste Schäden sichtbar, welche notdürftig ausgebessert wurden. Grund dafür ist der Umstand, dass für die Pflege der Sammlung nur wenig Zeit investiert werden kann. 
Diese erfolgt durch Volker Schmidt, einem ehemaligen Gehilfen von Ingobert Heieck, welcher jedoch als Angestellter der Klosterhof KG beruflich sehr beansprucht ist. Daher ist die Sammlung mittelfristig gefährdet und dürfte kaum zu halten sein. Es ist zu hoffen, dass über das Netzwerk Pflanzensammlung ein geeigneter Weg gefunden wird den Fortbestand der Sammlung zu sichern. 


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